
Worte, die für meine Angebot stehen - doch was ist damit wirklich gemeint? Aus Spielerei habe ich ChatGPT gefragt und war erstaunt, wie treffend diese Zusammenfassung mit der Ausrichtung meiner Arbeit übereinstimmt. Davon inspiriert und angespornt, schreibe ich diesen Blog, um dich teilhaben zu lassen, wie meine Grundhaltung in den Angeboten meiner Praxis und den Seminaren ist. Ich wünsche mir, dass meine Gedanken dich inspirieren – in deiner Beziehung zu dir und deinen Liebsten.
Längere Zeit benutzte ich auf meiner Webseite als Claim «Erfüllte Beziehung und Sexualität» doch ich war nicht wirklich zufrieden damit. Denn damit wird ein hohes Ziel gesetzt, das viele Menschen dazu verleitet, ihre Beziehungssituation und Sexualität abzulehnen oder damit unzufrieden zu sein, weil es nicht der vermeintlichen Erfüllung entspricht. Es beginnt schon damit, dass viele Menschen eine Erfüllung nur in der Beziehung mit einem anderen Menschen sehen und damit alles andere abwerten.
«Bewusste Beziehung und Sexualität» schliesst auch den Selbstkontakt, einen Soloweg, nicht Erfülltes, Schmerzpunkte und Scheitern mit ein. Es steht für einen authentischen, achtsamen und reflektieren Umgang mit Partnerschaft und Sexualität, gleichgültig was gerade lebbar ist oder nicht. Genau darauf basiert mein Angebot: Beziehung heisst Entwicklung und das kann manchmal auch richtig herausfordern.
Sich selbst kennenlernen
Bewusste Beziehung beginnt – ob du willst oder nicht – bei dir selbst und ist die Basis, unabhängig davon, ob du mit dir oder in einer Partnerschaft unterwegs bist. Dies bedeutet Achtsamkeitstraining: Eigene Bedürfnisse, Ängste, Wünsche und Grenzen (er-)kennen, erst nehmen, leben und mitteilen. Verantwortung für deine Erfahrungen übernehmen und in erster Linie in der Selbstfürsorge und im Mitgefühl für dich sein. Das heisst nicht, dass du alles allein tun musst. Manchmal ist eine Begleitung sinnvoll und nötig – was nicht heisst, dass dies nur durch eine Partnerin/einen Partner geschehen kann.
In einer bewussten Beziehung sind Konflikte Wachstumschancen und das gemeinsame Wachsen steht im Fokus. Es geht also nicht nur um eine gut «funktionierende» Beziehung. Aber eine gewisse Klarheit und Ruhe lässt eine Partnerschaft nährender erleben, als wenn ständig die Fetzen fliegen, keine Lebendigkeit möglich wird oder kein wirkliches gemeinsames Commitment vorhanden ist. Manchmal geht es auch darum, bewusst Trennung zu vollziehen.
Eine klare, verbindliche und offene Kommunikation über Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen gehört ebenfalls zu einer bewussten Beziehung. Das tönt erstmal logisch und sinnvoll, ist aber meist einer der schwierigsten Themen in Partnerschaften. Denn damit berühren wir Schmerzpunkte von uns selbst und unserem Gegenüber. In der Art und Weise der Kommunikation oder eben dem nicht Mitteilen, sind viele unserer Schutzstrategien enthalten, die uns vor schwierigen Gefühlen und Erfahrungen schützen möchten.
Wenn es in der Partnerschaft Raum für Verletzlichkeit und Authentizität gibt, sind wir bewusst unterwegs und es entsteht eine tiefere emotionale Intimität. Dazu gehört das Bewusstsein, dass Themen aus unserer Vergangenheit in die Beziehung «funken» und wir eingeladen sind Selbstverantwortung zu übernehmen. Damit geht der beziehungsverhindernde Charakter verloren oder schwächt zumindest ab. Womit wir wieder beim Selbstkontakt und der Selbstfürsorge als Basis von Partnerschaft sind.
In meiner Einzel- und Paarbegleitung sowie im ganzen Seminarangebot, geht es immer wieder um die Stärkung des Selbstkontaktes, eigene Themen überhaupt zu spüren und die Verantwortung dafür immer mehr übernehmen zu können. Insbesondere bei den Paarangeboten vertiefen wir die Kommunikationsfähigkeit, respektive schärfen wir das Bewusstsein für beziehungsverhindernde Strategien und Wege, sich da rauszuholen.
Präsenz im Hier und Jetzt als Schlüssel für bewusste Sexualität
Die Präsenz im Körper und damit im gegenwärtigen Moment ist das Kernstück von bewusster Sexualität. Einmal mehr klingt es einfach und fordert doch viele Menschen in unserer mental fokussierten Kultur heraus, bewusst den Weg vom Kopf in den Körper zu kultivieren. Ganz zu schweigen von all den körperlichen und sexuellen Grenzüberschreitungen, Tabus und Verunsicherungen, die den selbstverständlichen Zugang zum Körper nicht einfach machen. Dabei spielt ein sicherer Rahmen eine entscheidende Rolle, damit ein Ankommen im Hier und Jetzt sowie ein Spüren möglich wird. Dies ist einer der wichtigsten Grundausrichtungen in meiner Arbeit.
Ein zentraler Aspekt von bewusster Sexualität ist das Verabschieden von Leistungsdruck, Vorstellungen und Zielen. Wenn du jetzt denkst, dass damit geiler Sex und Orgasmus ausgeschlossen sind, irrst du dich. Eine meiner Lehrerinnen hatte vor Jahren dazu ein passendes Bild: Wenn du ein schnelles Auto fahren willst, schnallst du dich zuerst an! Die Präsenz im Hier und Jetzt und das Spüren im Körper ist dein Sicherheitsgurt, der dich auch in heisseren Gangarten in Verbindung und dem Spüren bleiben lässt.
Womit ich noch vertiefter auf den Aspekt der Absichtslosigkeit eingehen möchte. Wir alle kennen die Autobahn von Erregung und Orgasmus als gängige Hauptausrichtung von Sexualität. Diese Autobahn wird oft zum repetitiven Muster, das entweder öde werden kann oder immer stärkere Impulse benötigt, um noch zu funktionieren. Es braucht Mut und Neugier, diese Autobahnen zu verlassen und all die Landstrassen und Trampelpfade zu erkunden, die in dieser weitläufigen Landschaft von sexuellem Erleben möglich sind – oder sogar gänzlich neue Wege anzulegen. Wenn du dich bei dieser Erkundung von der Absichtslosigkeit führen lässt, die weder Erregung noch Orgasmus zum Ziel hat, aber auch nicht verhindert, dann öffnen sich aus meiner Erfahrung wirklich neue Erfahrungsräume.
Mit den Erlebnissen der tantrischen Berührungskunst und Slow Sex, die ich in meinem Seminaren und teilweise auch in der Praxis erfahrbar mache, biete ich «Werkzeuge» an, mit denen du diese neuen Wege erkunden und für dich kultivieren kannst. Dabei geht es um all die Aspekte, die ich oben erwähnt habe sowie immer und immer wieder um die «Schlüssel» von Atem – Bewegung – Stimme als Öffner von Spüren, Lebendigkeit und Fluss. Diese Erfahrungen werden mit Sicherheit dein sexuelles Erleben bewusster machen. Möglicherweise wirst du auf das eine oder andere gar nicht mehr Lust haben oder du erlebst es schlicht intensiver und erfüllender.
Kennst du in deiner Partnerschaft unterschiedliche sexuelle Bedürfnisse, die sich scheinbar nicht verbinden lassen? Viele dieser widersprüchlichen Wünsche können ihre polarisierende Kraft verlieren, wenn mehr Bewusstsein in die sexuellen Begegnungen kommt. Es ist auch gut möglich, dass gerade durch bewusstere Begegnung alte Muster, Konditionierungen, Ängste und Traumas erst recht an die Oberfläche kommen und die Kommunikation darüber fast unmöglich ist. In diesen Fällen macht es Sinn, sich Unterstützung zu holen, damit du dich und dein/e Partner/in nicht überforderst und womöglich noch mehr verschliessen musst.
In meiner Praxis und in meinen Seminarangeboten sind die auftauchenden Themen willkommen, gehalten und begleitet. Sie lassen dich, wenn der Rahmen genügend sicher ist, wachsen und die Intimität zu dir und deinem/er Partner/in kann vertiefen.
Ganz egal wie alt du bist und wie deine Beziehungssituation aussieht, es ist ein Weg und kein Ziel, der dich mit dir selbst und deiner Partnerin/deinem Partner ehrlicher, präsenter und offener in Beziehung und Sexualität sein lässt. Wenn du dich dafür öffnest, wirst du, aus meiner beruflichen und auch persönlichen Erfahrung, mit mehr Mitgefühl, Erfüllung und Liebe beschenkt.
August 2025 - Barbara Schmid
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