Ob Bauer oder Banker, Unternehmerin oder Familienfrau - Begegnungen von Mensch zu Mensch!

Die Unsicherheit, wer sich für ein Tantramassageseminar anmeldet und mit in der Runde sitzen könnte, geschweige denn vielleicht einem schon bald ganz nahe kommt, beschäftigt die meisten Menschen, die sich zu unseren Seminaren anmelden.

 

Verständlicherweise, weil es um ein ganz persönliches Feld geht: Körper, Berührung, Sinnlichkeit, sexuelle Energie! Es geht um Vertrauen, Intimität und auch Verletzlichkeit. Viele Menschen sind im Leben, bei der Arbeit und in der Freizeit mit viel Kraft, Kompetenz und Souveränität unterwegs. Wenn es jedoch um Nähe, Berührung, Sexualität geht, befinden sich viele meist in einem Minenfeld von Vorstellungen, Erwartungen, Enttäuschungen, Frust, Verletzungen, Minderwertigkeit, Hoffnungen, Bedürftigkeit usw. und fühlen sich alles andere als sicher. Eine ganz menschliche, normale Strategie in solchen Situationen ist, auf den starken «Mind» zurück zu greifen und sich Vorstellungen und Konzepte zurechtzulegen, die schützen und vermeintlich Sicherheit geben. Diese Gedanken aktivieren dann eine ganze Menge Gründe, warum es eine schlechte Idee ist, sich in einem tantrischen Massageseminar aufs Glatteis herauszuwagen und sich ungeschminkt zu zeigen. 

 

Wir sitzen im gleichen Boot

Das Grundbedürfnis nach echter Berührung und der Leidensdruck durch nicht gelebte Körperlichkeit sind sehr gross. So wagen es immer wieder Frauen, Männer und Paare mutig der Spur ihres Körpers, der Berührung und Lebendigkeit zu folgen. Um nochmals zu den Vorstellungen zurück zu kommen, wer an unseren Seminaren teilnimmt: das gängige Klischee ist wohl der sexuell bedürftige Mann, der ein solches Seminar wählt, um in körperlichen Kontakt mit Frau zu kommen oder die spirituell Suchende, die sich schon halb erleuchtet fühlt und das Aufsteigen der Kundalini-Energie als den Weg sieht, um ins neue Zeitalter zu gelangen. Wir tun gut daran diese Klischees über Bord zu werfen, auch wenn es durchaus diese Prototypen von Teilnehmenden gibt. Weit mehr sind es aber ganz durchschnittliche Frauen und Männer aus allen Gesellschaftsschichten – so wie du und ich. Das Schöne und Faszinierende ist, dass das gegenseitige Kennenlernen nicht über die üblichen Konversationen läuft wie Namen, Wohnort, Beruf, Zivilstand, Kinder, Hobbys etc., welche die entsprechenden Schubladen der Wertungen öffnet. Die ersten Kontakte und Austausch passiert meist nonverbal, auch wenn wir nicht direkt und sofort in die gegenseitige Berührung gehen. Du lernst Menschen in ihrem Ausdruck über den Körper und die Bewegung kennen und sie erzählen, was ihnen wirklich wichtig im Leben ist. Das ist ganz unabhängig von Status und Titel meist ganz ähnlich: Sie möchten Wertschätzung erfahren als die Frau oder der Mann, die/der sie sind. Als sexuelles Wesen gesehen und geliebt und mit den eigenen Grenzen respektiert zu werden, Berührung und Kontakt die sicher sind und nähren, Beziehungen die tragen und erfüllen. Es wird schnell klar, alle sitzen im gleichen Boot und sind in ihrer Art und Weise auf dem Weg und es gibt nichts zu verstecken hinter den üblichen Fassaden von gesellschaftlichen Normen und Werten. Trotzdem – der «Film» von Bewertung, Anziehung und Ablehnung läuft auch ohne Worte. Gerade zu Beginn ist diese manchmal fast greifbar zu spüren und zu sehen. Spannend und interessant ist es, wie sich solche Konzepte im Verlaufe der Seminartage verändern können, weil die Begegnungsebene eine ganz andere ist als üblich. 

 

Grenzen wahren und erweitern

Es geht erst einmal um die Begegnung mit dir selber – um den Selbstkontakt. Die Bewegung geht von der Orientierung im Aussen zu dir selber nach Innen. Wenn du dich darauf einlässt, kannst du dich, deinen Körper, deine Gefühle und Gedanken besser wahrnehmen. Möglicherweise auch die unangenehmen und unsicheren Anteile, die spürbar werden. Die Erfahrung, damit nichts machen zu müssen, dass du damit willkommen und richtig bist und diese Wahrnehmungen auch zum Ausdruck bringen darfst, kann unterstützend sein, dich wohler und sicherer zu fühlen. Du musst nichts vorspielen, nichts darstellen, nichts beweisen, sondern kannst ehrlich sein mit dir. Das ist oft der erste Schritt, damit das automatische Forschen und Bewerten im Aussen etwas entspannen kann. Da in unseren Seminaren das Herzstück die Massage ist und entsprechend im Zentrum steht, ist die Möglichkeit und gleichzeitig die Herausforderung, einen Menschen über die Berührung kennen zu lernen und wertzuschätzen. Dafür bieten wir spielerische Erfahrungsräume, damit du dich herantasten und auch ausprobieren kannst, wie sich verschiedene Begegnungen und Berührungen anfühlen. Wichtig ist uns dabei, dass die Grenzen jedes einzelnen gewahrt bleiben und du sie spüren und mitteilen kannst. Gerade wenn es um Nähe, Berührung und Intimität geht, gibt es Menschen die das Gefühl für den Eigenraum oder die Grenzen verlieren. Gleichzeitig bieten diese vertrauensvollen Erfahrungsräume die Möglichkeit und Chance, die eigenen Grenzen zu erweitern und vielleicht etwas zu wagen, auszuprobieren oder zu erfahren, das im Alltagsumfeld nicht möglich wäre. 

 

Wählen und Gewählt-Werden

Wenn es konkret um den Massageaustausch geht, ist eine spannende Frage, welche beiden Menschen diesen zusammen teilen. Wir gestalten diesen Teil der Wahl bewusst und auch immer wieder mal anders, weil die Teilnehmenden so viel lernen können, über die Themen von Wählen, Gewählt-Werden, Ja- und Nein-Sagen, Grenzen erweitern und Grenzen setzen, Annahme und Ablehnung. Das sind mitunter Themen, die sehr nahe mit Körperlichkeit, Beziehung, Nähe und Sexualität gekoppelt sind - und es entsprechend wichtig und gut ist, sie ins Bewusstsein zu holen. Sind Paare in der Gruppe, sind diese frei, die Erfahrung als Paar miteinander zu teilen oder sich zu öffnen für einen Massageaustausch mit einem anderen Menschen, um mit neuer Erfahrung wieder aufeinander zuzugehen. Immer wieder melden uns Paare zurück, dass sie sich von der Gruppe gestärkt fühlen in ihrer Verbindung als Paar. Sie können ganz auf sich bezogen sein und schätzen den klaren Rahmen, der zu zweit viel schwieriger zu halten ist. 

 

Gleichgeschlechtlicher Massageaustausch

Eine Frage, die insbesondere viele Männer umtreibt: massiert Männlein mit Weiblein oder gibt es auch gleichgeschlechtliche Massagepaarungen? Die tantrische Massage hat keine Ausrichtung des sexuellen Austausches. Trotzdem ist es für viele heterosexuell ausgerichtete Menschen Neuland und oft mit Widerstand verbunden, die Massage gleichgeschlechtlich zu teilen. Obwohl wir wissen, wie wertvoll und stärkend genau diese Erfahrung sein kann, sind wir uns bewusst, dass es ein hoher Anspruch ist, zu Beginn in eine solche Herausforderung geschickt zu werden. Mit dieser Ausgangslage schauen wir, soweit es jeweils möglich ist, für Ausgleich zwischen Männern und Frauen. In mehrtägigen Seminaren oder je nach Gruppenkonstellation bieten wir Settings an, die sanft an die Erfahrung von gleichgeschlechtlicher Berührung heranführen und neue Horizonte öffnen können. Da gibt es Männer die zum ersten Mal eine fürsorgliche, zärtliche Berührung von Mann erlebten und tief berührt waren. Oder die Entdeckung, dass Männerhände den männlichen Körper aus eigener Erfahrung kennen und die Massage dadurch sehr stärkend erfahren wurde. Das Gleiche gilt auch, wenn Frauen miteinander massieren. Die weibliche Berührung und Unterstützung ist unter Frauen oft vertrauter; manchmal ist es sogar genau dieser Austausch, den eine Frau braucht, um Vertrauen aufzubauen, und in einem weiteren Schritt von einem Mann nahe und intime Berührung empfangen kann. 

 

Begegnung von Mensch zu Mensch

Die Erfahrung Frauen und Männer auf einer sehr menschlichen, persönlichen Ebene kennen zu lernen, öffnet neue Dimensionen von Verbindung zwischen Menschen, die sich ansonsten im Alltag kaum begegnet wären. Spannend ist auch immer wieder, wenn dann in Pausen doch noch über die Arbeit, Familie und vielleicht Hobbys gesprochen wird und immer wieder mal ganz unerwartete und überraschende Entdeckungen gemacht werden, die helfen, Vorurteile und Wertungen über bestimmte Gesellschaftsschichten, Berufe, Zivilstände usw. abzulegen. Menschen begegnen Menschen und es entstehen Verbindungen und Freundschaften von Frauen und Männern durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch, die auch ausserhalb der Seminare bestehen bleiben und tragen.  

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