Erblühende Weiblichkeit - eine konkrete Geschichte Teil 1

Teil 1

Alma ist aufgeregt. Eben hat sie ihre jüngste Tochter zur Nachbarin gebracht und einen der seltenen Momente, seit sie vor 5 Jahren zum ersten Mal Mutter geworden ist: einen ganzen Nachmittag und Abend Zeit für sich! Sie hat eine Yoni-Massage gebucht.

 

Nachdem sie in einer Zeitschrift einen Artikel darüber gelesen hatte und ihre beste Freundin zu ihrem Erstaunen diese Massage schon kannte, fasste sie Mut und will dies jetzt ausprobieren. Nicht, dass sie sich nicht weiblich fühlen würde, aber dieser intensive Alltag mit den Kindern und der Arbeit in der Werbeagentur zehren an ihren Kräften. Das hat auch das Zusammensein als Paar stark verändert. In weiter Ferne scheinen die Zeiten, in denen sie zusammen körperlich und sexuell unbekümmert sind. Heute müssen sie dies richtiggehend planen und vor allem seit der Geburt ihrer jüngsten Tochter will sich ihre Lust und Lebendigkeit einfach nicht mehr recht einstellen. Sie fühlt sich zunehmend unwohl in ihrem Körper und spürt wie sie immer mehr ins Denken kommt und das körperliche Verbindungsband ihrer Beziehung leidet. Sie möchte sich einfach wieder mehr entspannen, sich verbunden und lebendig fühlen in ihrem Körper und mit ihrem Partner erfüllte Sexualität leben. 

 

Aber was genau erwartet sie heute? Es soll eine sinnliche Ganzkörpermassage sein, bei der auch der Intimbereich harmonisch und natürlich integriert wird. Ist ja schon etwas ungewohnt, sich unabhängig von einer Beziehung intim berühren zu lassen und das erst noch von einer Frau. Alma ist es gerade mulmig, auf was sie sich da einlässt. Philipp ihrem Mann hat sie nichts erzählt. Hat ihm gesagt, dass sie mit ihrer besten Freundin einen Wellness-Nachmittag verbringen wird und sie abends zusammen Essen gehen. Es ist nicht mal alles gelogen. Sie hat sich tatsächlich nach der Massage mit Tina verabredet. Jetzt, so kurz vor diesem unbekannten Abenteuer, mit vor Aufregung klopfendem Herzen und allen möglichen Zweifeln im Kopf, ist die Aussicht auf ein Treffen mit Tina ein beruhigender Anker. Alma öffnet auf ihrem Mobiltelefon nochmals die Webseite der Frau, die diese Massage anbietet. Ja, da steht was von achtsamer und präsenter Berührung, von entspannter und lebendiger Weiblichkeit. Zudem ist die ganze Seite natürlich und klar gestaltet. Das war mitunter der Ausschlag, dass sie den Mut hatte, sich da anzumelden. Sie will ihrer Unlust auf die Spur kommen und hat die Ahnung, dass sie ganz für sich einen Schritt machen muss. 

 

Noch genau zwei Haltestellen bevor sie aussteigen muss. Langsam wird Alma wieder etwas ruhiger. Umkehren wird sie jetzt nicht mehr und schliesslich ist sie ja die Zahlende und kann mitteilen, sollte etwas nicht passen. Nur ein paar Schritte von der Tramhaltestelle entfernt findet sie die Adresse. Eine grossgewachsene und herzliche Frau etwa in ihrem Alter öffnet ihr die Türe und stellt sich als Caroline vor. Die Frau strahlt eine Freundlichkeit und Ruhe aus, die Alma das Gefühl von Willkommen-Sein gibt. Im Eingangsbereich fällt ihr ein Bild mit einer markanten Frauengestalt auf. Nur schemenhaft zu erkennen und doch sehr ausdrucksstark. Caroline scheint auch einen guten Geschmack für Kunst zu haben und das gefällt Alma auf Anhieb. In den Räumlichkeiten strahlt ihr ein grosser Strauss frischer Blumen entgegen, und das Licht und Farbenspiel der Einrichtung wirken auf Alma einladend. Sie fühlt sich in eine andere Welt entführt und lässt sich erleichtert in einem der bequemen Sessel nieder. Zwischen den zwei Frauen entsteht ein achtsames und auch lockeres Gespräch und damit verfliegen Almas letzte Zweifel, dass sie einem zwielichtigen Angebot erliegen ist. All die Fragen, ob sie sich einer wildfremden Frau anvertrauen könne und ob sie sich bei soviel Intimität wohl fühlen würde, haben sich verflüchtigt. Jetzt sitzt sie dieser Frau gegenüber, die mit ihr in einer grossen Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit über Sexualität spricht und ihr den Ablauf der Massage erklärt. Alma kommt es vollkommen normal vor. Keine Spur von Peinlichkeit oder Unwohlsein. Es tauchen richtige Vorfreude und Neugierde auf, die ein angenehmes Kribbeln im Bauch verursachen.

 

Die Massage beginnt in dem Caroline Alma liebevoll an der Hand nimmt und mit wenig Abstand ihr gegenüber sitzt. Ihr weicher, herzlicher Blick erreicht Alma direkt. Sie fühlt sich von den Augen dieser Frau willkommen geheissen. Caroline lädt sie ein, die Augen zu schliessen, ganz bei sich anzukommen und tief durchzuatmen. Daraufhin erreichen sie die Worte von Caroline nur bruchstückhaft. Alma laufen plötzlich die Tränen runter, ohne dass sie genau weiss warum. Es scheint so lange her zu sein, dass sie sich so liebevoll umsorgt gefühlt hat.

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